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Wiedersehen mit Walter Schels

Beate Lakotta und Walter Schels

Während meines Studiums in Essen gab es immer einen festen Termin, zu dem man als Fotograf hin musste: Das BFF-Jahrestreffen. Da kamen die großen Namen der deutschen und internationalen Fotografie und zeigten in einem Vortrag ihre Bilder, und wenn man es schaffte, sich auf den Kodak-Abend zu schmuggeln, saß man plötzlich neben Ellen von Unwerth auf der Bierbank.

Viele meiner damaligen Helden habe ich dort erlebt, und einmal auch Walter Schels, der dort seine neuen Tierporträts zeigte. Riesige schwarzweisse Porträts von Affen schauten auf den dunklen Vortragsraum herunter, es war beeindruckend.

Jetzt hatte ich das Glück, ihn und seine Frau Beate Lakotta in Köln wiederzusehen, bei der Ausstellungseröffnung von „NOCH MAL LEBEN. Eine Ausstellung über das Sterben“, im alten Pfandhaus in der Südstadt.

Auch hier wieder riesige Schwarzweiss-Porträts, aber von Menschen im Hospiz, die den Tod erwarten, und ein zweites Bild von ihnen unmittelbar nach dem Tod. Dazu Gespräche mit den Porträtierten, die die Journalistin Beate Lakotta aufgezeichnet hat. Kein fröhlich stimmender, sondern ein sehr nachdenklich und nachhaltig beeindruckender Abend, mit einem quietschfidelen Walter Schels.

Leider wurde die Ausstellung durch die Corona-Sperren frühzeitig beendet, aber das Buch zur Ausstellung ist eine Empfehlung. Kann man in seiner Buchhandlung nebenan bestellen!

NochMalLeben2020
NochMalLeben2020
NochMalLeben2020

R(h)eine Träume – die Vierte.

Zum vierten Mal zeigt die Regionalgruppe Rheinland des Fotografenberufsverbandes „Freelens“ ihre Ausstellung „R(h)eine Träume“ parallel zur Photokina. Dieses Jahr in den Basement Studios in Köln-Nippes. (Erzberger Platz 9, 50733 Köln)

Ausstellung von Di. 25.09. bis  So. 30.09.2018

Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind:
Dienstag bis Donnerstag  14.00 – 19.00 Uhr
Freitag  14.00 -22.00 Uhr
Samstag  11.00 – 19.00 Uhr
Sonntag   11.00 – 19.00 Uhr
Vernissage: 25.09. 19.00 bis 23.00

Am Dienstagabend, ab 19 Uhr wird es in Anwesenheit der Künstler eine Vernissage mit Einführung in die Ausstellung geben.

Ich zeige die ersten Bilder aus meiner Arbeit über die Eitelkeit:

„Die sieben Todsünden: 7.1 Eitelkeit

In der christlichen Lehre ist die Eitelkeit eine der 7 Todsünden. Heutzutage begegnen uns immer mehr Menschen, deren Leben sich um die Selbstoptimierung und Präsentation ihres Körpers dreht. Überall gibt es Dienstleister, die diese Welt der Äußerlichkeiten bedienen. Da werden Körper geshaped, Muskeln aufgepumpt, Lippen auf- und Falten weggespritzt, Brüste und Hintern grotesk neu geformt.

Das Leben vieler oft junger Menschen scheint sich nur noch um ein vermeintliches Schönheitsideal zu drehen, was gleichzeitig von einer schnell wachsenden Industrie befeuert wird. Es wird tätowiert und gepierct, was der Körper hergibt, große Mengen an Kosmetika aufgetragen, bis jede Natürlichkeit getilgt ist, sämtliche Haare wegrasiert außer der Kopfbehaarung,die dann mit „Extensions“ verlängert wird.

Schülerinnen betrachten stundenlang Videos von „Influencern“, die sich dabei filmen, wie sie Kosmetik-Verpackungen öffnen und Produkte in die Kamera halten. Alle sind sich einig, dass man sich ununterbrochen selbst fotografieren und diese Bilder – gerne digital dem Ideal noch etwas nähergebracht – der ganzen Welt auf verschiedenen Plattformen präsentieren muss.

Fotografiert wurde auf der Messe „Beauty Düsseldorf 2018“ und beim„World Bodybuilding Federation Grandprix Germany 2017“ in Wuppertal. Weitere Aspekte sollen folgen.“

Mitch Epstein – State of the Union

Ausstellung im Kunstmuseum Bonn bis 23.01.2011

Mitch Epstein, 1952 geboren, gehörte in den 70er Jahren zur New Color-Bewegung, die die Wahrnehmung der Amerikanischen Fotografie radikal veränderte. Er blieb aber hinter den großen Namen wie Stephen Shore, Joel Meyerowitz und William Eggleston, dessen Foto einer roten Motel-Decke zur Ikone der Bewegung wurde, weniger beachtet.

New color brach mit der Fotografie der engagierten Sozialreportage, wie sie durch Walker Evans und den Fotografen der Farm Security Administration (FSA) als die amerikanische Bildsprache geprägt worden war – Dorothea Lang’s Migrant Mother Destitute pea pickers in California. Mother of seven children. Age thirty-two. Nipomo, California

von 1936 als Ikone der Schwarzweiss-Fotografie für Jahrzente.

In einem Interview wurde Walker Evans gefragt, ob er sich schon einmal mit der Farbfotografie beschäftigt habe, seine Antwort war das Evangelium für etliche Fotografengenerationen:

PAUL CUMMINGS: You’ve never gotten very involved with color photography, have you?

WALKER EVANS: I’ve done it but I don’t approve of it very much. I’ve done it on occasion.

PAUL CUMMINGS: Why don’t you approve of it?

WALKER EVANS: Because I don’t think color is true yet. I also don’t think it needs it. And it isn’t permanent either.

In einer so geprägten Fotografenwelt schlugen Farbbilder, deren Sinn und Zweck die Farbe war, und in der keine Unterdrückung angeprangert oder Krieg und Zerstörung das Sujet waren, sondern sommersprossige Mädchen an einem Sommertag in Amerika, ein wie eine Bombe.

Meyerowitz

Mitch Epstein fotografierte in den 70ern mit Kleinbild, seine Bilder jener Zeit sind eine faszinierende Mischung aus „New Color“ und Reportage – er findet Bilder für den Zustand eines Landes nach dem Vietnam-Krieg, das aus den Fugen geraten zu sein scheint.

1977
Recreation: American Photographs 1973-1988

Ein grossartiger Raum in der Bonner Ausstellung, mit fantastischen DyeTransfer-Prints, die die eigenartige Farbigkeit der Siebziger noch verstärken. (Die meisten Prints kommen von der Kölner Galerie Thomas Zander.)

Dann, im nächsten Raum, ein gewaltiger Sprung: Riesige Formate zeigen die aktuelle Arbeit von Mitch Epstein: American Power.

Die Menschen sind hier fast verschwunden, es dominieren Landschaften, mit Grossformat fotografiert: Die dominierenden Kräfte der amerikanischen Politik, subtil in hochästhetische, fast malerische Ansichten von Bohrinseln, Tankstellen, Staudämmen oder Raffinerien übertragen.

2007
from American Power

Auf den ersten Blick ganz „New Color“, auf den zweiten eine hochpolitische Arbeit, die viele Aspekte der amerikanischen Energiewirtschaft zu einem großen Ganzen fügt, und dem Fotografen viele unerfreuliche Kontakte mit Polizei und FBI bescherte. In einem Essay über seine Arbeit schreibt er:

„About a year into making this series of pictures, I realized that power was like a Russian nesting doll. Each time I opened one kind of power, I found another kind inside. When I opened electrical power, I discovered political power; when I opened political power, I discovered corporate power; within corporate was consumer; within consumer was civic; within civic was religious, and so on, one type of power enabling the next. I began making these pictures with the idea that an artist lives outside the nesting doll, and simply opens and examines it. But now—while America teeters between collapse and transformation—I see it differently: as an artist, I sit outside, but also within, exerting my own power.“

Zum Projekt gibt es eine spannende Website: What is american power?

und zur Ausstellung ist ein ausgezeichnter Katalog erschienen und ein schönes Poster –

ein Ausflug nach Bonn, der sich lohnt.